Bericht von Bernd 30.05.2024
RAN 2024
Als diesjähriges Saisonhighlight stand bei mir das mittlerweile zum 6. Mal stattfindende Race around Niederösterreich, kurz RAN, am Plan. Nachdem ich 2022 zusammen mit Peter und meinem Spezi Stefan im 3er Team antrat, wollte ich mich diesmal als Solofahrer dem 600km langen und mit 6000 Höhenmetern gespickten Rundkurs mit Start und Ziel in der schönen Braustadt Weitra stellen.
Als Betreuer mit dabei waren diesmal unser Ultracycling Spezialist und 24h Radmarathonfinisher Stefan und mein bester Spezi Flo, welcher uns schon vor 2 Jahren beim RAN betreute und deshalb Ablauf und Strecke bestens kannte.
Da das Rennen schon sehr früh im Jahr stattfindet und für so ein Vorhaben eine lange Vorbereitungszeit nötig ist, startete ich schon Mitte November mit dem Trainingsplan.
Das bedeutete viele einsame Stunden am Rad bei oft schlechtem Wetter und Minusgraden.
Mit einem Trainingslager über Weihnachten auf Mallorca und einem sehr angenehmen Frühling dieses Jahr waren die trüben Wintertage aber schnell vergessen.
Was so einen Wettkampf noch zusätzlich erschwert ist die Logistik. Bis Betreuerteam, Begleitfahrzeug und Equipment organisiert war vergingen einige Wochen. Die letzten paar Tage vor dem Rennen waren gefüllt mit Packen, Checklisten erstellen und Schnitzel panieren (Insider wissen bescheid)
Obwohl mein Start am Freitag erst um 18:12 Uhr war, beginnt der Tag doch recht früh. Letzte Vorbereitungen, Anreise, Check-In, technische Abnahme, etc… nahmen noch einiges an Zeit in Anspruch. Das half einerseits mich abzulenken, war aber für die kommende Belastung nicht sehr förderlich. Nach einem letzten Carboloading - Käsespätzle, Kaffee und Kuchen ;) - konnten wir uns endlich in Richtung Startaufstellung begeben. Im 2 Minuten Takt wurden wir von der Bühne am Hauptplatz in Weitra nach einem kurzen Interview ins Rennen geschickt.
Wetter und Stimmung im Team waren perfekt, so vergingen die ersten Stunden wie im Flug. Da es bei Sonnenuntergang sehr schnell kalt wurde, kam der Entschluss ins Wintertrikot ( Langärmlig mit kurzer Hose, ihr wisst bescheid) und auch gleichzeitig aufs Zeitfahrrad zu wechseln spontan und damit eine Stunde früher als geplant. Temperaturen um die 4° zwangen mich zu einem weiteren längeren Stopp um Winterhandschuhe und Überschuhe anzuziehen. Gegen 4:00 Uhr Früh kam der erste Einbruch. Kälte und Müdigkeit machten mir schwer zu schaffen. Ich hoffte nur, dass ich bei Sonnenaufgang die von vielen angekündigte „zweite Luft“ bekommen würde. Dem war aber leider nicht so. Um ca. 5:30 Uhr musste ich die erste von 2 ungeplanten 10- minütigen Schlafpausen einlegen. Der Powernap half zwar gegen die Müdigkeit, aber leider nicht gegen die Unterversorgung. Die kalte Nacht hatte mir viel Energie gekostet, die ich dann in Wiener Neustadt, nach einem kurzen Telefonat mit Karli, versuchte mittels Schnitzerl und Cola wieder aufzutanken.
Der Plan ging auf, kurz vor dem ersten großen Anstieg, dem Semmering, fühlte ich mich wieder halbwegs fit.
Den Anstieg konnte ich bei dem tollen Wetter und der neuen Hoffnung es vielleicht doch noch irgendwie zu schaffen sogar richtig genießen. Bei der schnellen Abfahrt verloren wir uns kurz aus den Augen, fanden uns aber nach einem Telefonat und mit Hilfe vom GPS Tracker wieder. Die nächste Hürde, das Höllental machte ihrem Namen alle Ehre. Starker Gegenwind machte ein Vorankommen recht schwierig. Wir kämpften uns mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von unter 20KMH durch das gefühlt endlose Tal. Den nächsten Powernap und ein Schnitzelsemmerl brauchte ich vor dem längsten Anstieg des Rennens nach Wastl im Wald. Am höchsten Punkt, auf ca. 1100m Seehöhe, folgte eine lange Abfahrt bis runter zur Donau nach Scheibbs – geschenkte 10-15km.
Mittlerweile waren über 22 Stunden vergangen. Die erhoffte Zielzeit von 22-23 Stunden war sowieso schon lange nicht mehr realistisch. Der letzte Anstieg von Ybbs an der Donau bis tief ins Waldviertel hatte es mit knapp 25km Länge und 1200 Höhenmetern noch mal in sich. Bei der 24 Stunden Marke kam mir kurz der Gedanke „Hättest dich für Grieskirchen angemeldet, dann wärs jetzt vorbei“ – leider zu spät :)
Am Ende des Anstiegs war die erste Beschilderung in Richtung Weitra zu sehen. Nach knapp einer weiteren Stunde, ein paar weiteren Hügeln und schnellen Abfahrten, konnte wir nun endlich am Horizont das Schloss Weitra und damit auch das lang ersehnte Ziel sehen. Die Emotionen gingen in diesem Moment hoch und ein paar Tränen flossen. Auf der Zielgeraden waren noch einige Zuschauer die uns auf den letzten Metern nochmals richtig pushten. Nach der wenig spektakulären Zieleinfahrt und ein paar Minuten Wartezeit durften wir noch ins Zentrum zum Start-Zielbereich um uns unsere 2 Minuten Ruhm, auf der Bühne von der aus wir vor genau 25 Stunden und 50 Minuten aus gestartet waren, abholen. Nach einem kurzen Interview genehmigten wir uns noch eine Gulaschsuppe und ein Bier bevor wir die Heimreise antraten.
Mein Fazit: Das Rennen ist top organisiert, die Strecke anspruchsvoll aber gut durchdacht. Ich hätte mir im Ziel nur gewünscht mit Stefan und Flo zusammen auf der Bühne zu stehen. Vielen Dank nochmal an euch Zwei, ohne euch wärs niemals möglich gewesen!!
Auch ein großes Dankeschön an Alle die mich von zu Hause aus angefeuert haben. Das hat mich aus einigen Tiefs rausgeholt!!!
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